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(WB)- Bei der internationalen Fahndung nach dem verschwundenen ehemaligen Finanzchef des durch Milliardenbetrügereien in Konkurs geratenen einst weltweit führenden Sportboden-Herstellers Balsam, Klaus Schlienkamp (45), werden auch Mitglieder der Glaubensgemeinschaft "Zeugen Jehovas" überprüft. Die Fahnder haben Informationen, daß Schlienkamp bei Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft Zuflucht gefunden haben soll. Aussteiger bei den Zeugen Jehovas sollen diesen Verdacht geäußert haben. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld wollte sich gestern zu Einzelheiten der Fahndung nach dem flüchtigen Angeklagten im Milliardenbetrugs-Prozeß nicht äußern. Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann: "Wir nennen keine Details, um die Fahndung nicht zu gefährden." Schlienkamps Rechtsanwalt Michael Rietz (Münster) geht hingegen davon aus, daß sein Mandant den im Abschiedsbrief vom 8. November angekündigten Selbstmord vollzogen hat. Es sei aber nicht ganz auszuschließen, daß sich Schlienkamp bei seiner Flucht an die Zeugen Jehovas gewandt habe, sagte Rietz. Trotz seiner Verfehlungen ist Schlienkamp weiterhin Mitglied bei den "Zeugen Jehovas" und war bis zu seinem Verschwinden in Bielefeld als Prediger tätig. Rietz: "Schlienkamp hat mir berichtet, daß er mit den Zeugen Jehovas im Reinen ist. Er habe sein Unrecht wiedergutgemacht, Buße getan und unter anderem Geld gespendet." Der Verdacht, daß Schlienkamp bereits als Balsam-Manager Geld nach New York zur Zentrale der "Zeugen Jehovas" gebracht haben könnte, hat sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht bestätigt. Bekannt ist, daß ehemalige enge Schlienkamp-Mitarbeiter in der Balsam-Firmenzentrale ebenfalls "Zeugen Jehovas" sind. Der im Balsam-Prozeß geständige Schlienkamp hatte nach den Ermittlungen seine Betrügereien auch mit seiner neuen Firma IM Consulting (Bielefeld) fortgesetzt. Mehrere Anleger sollen um 1,5 Millionen Mark betrogen worden sein. Schlienkamps Ehefrau fungierte als Geschäftsführerin der neuen Anlagefirma. Selbst seiner Ehefrau soll Schlienkamp gefälschte Belege vorgelegt haben. Es ist davon auszugehen, daß die Geschäftsführerin nichts mit dem Betrug nichts zu hatte und das Ermittlungsverfahren Verfahren gegen Schlienkamps Ehefrau eingestellt wird.
Westfalen Blatt |
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