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Brau & Boegen geht in Insolvenz - Für Gäste bleibt alles beim Alten | ||
Grund für Konkurs: Unterschiedliche Ansichten und verzwickte Vorgeschichte - Sanierungskonzept tritt in Kraft - Nach wie vor geöffnet - Geschäfte gehen gut Zuerst die schlechte Nachricht: Brau & Boegen, das Kneipen- und Erlebnishaus zwischen Annaberger- und Beckerstraße, hat am Dienstag um 11 Uhr Insolvenzantrag gestellt. Erst vor gut einem Jahr war am 14. April die gastronomische Mega-Oase (Finanzvolumen:6 Millionen Mark) mit zünftigem Brauhaus nebst eigener Hausbrauerei, Kabarett in der Sudpfanne sowie dem Jugendtreff anna b mit viel Brimborium und dem Oberbürgermeister eingeweiht worden. Und nun kommt die gute Nachricht für alle, die das aufwendig sanierte Industriedenkmal schätzen gelernt haben: Es bleibt für die Gäste, wie Rechtsanwalt Michael Rietz sagte, alles beim Alten. Selbst ein Betreiberwechsel finde nicht statt. Denn, so argumentiert er: Es wurden weder Gelder veruntreut noch unterschlagen. Es wurden 20 Arbeitsplätze und neun Lehrstellen geschaffen. Die Gastronomie sei mit knapp 2,5 Millionen Mark an jährlichem Umsatz gut gelaufen, hätte sich bei Chemitzern, Gästen und Unternehmen einen Namen gemacht. Nach den Ursachen befragt, die letzten Endes zum Konkurs führten, deutete der Anwalt unterschiedliche Auffassungen der Betreiber innerhalb der GmbH an - man hätte sich zum Beispiel im anna b. ein besseres Preis- Leistungs-Verhältnis gewünscht. Doch auch das, lenkt er ein, sei nicht der Hauptgrund gewesen. Vielmehr wollte er den wunden Punkt an der langen verzwickten Vorgeschichte festmachen: Der Gastro-Tempel sollte ursprünglich in Zwickau entstehen - dieses Vorhaben wurde abgelehnt. Danach wollte man in die Chemnitzer Innenstadt: Auch dieser Plan zerbrach. Allerdings, so Rietz, waren bereits zu diesem Zeitpunkt die zinsgünstigen Kredite ausgelöst worden - so dass man mit Brau-& Boegen gleich in die Kredit-Höchst-Phase einsteigen musste. „Dass konnte selbst durch ein so gut gehendes Geschäft nicht erwirtschaftet werden - es sei denn, der Tag hätte 60 Stunden“, beteuert er. Wie geht es weiter? Silvia Heidel, mit ihrem Mann Steffen Betreiber sowie Eigentümer von Immobilie und Grundstück, will den Kopf nicht hängen lassen. „Wir haben alles bezahlt - Sozialversicherung, Löhne. Das Personal steht hinter uns. Hätte die Bank kein Vertrauen, so hätte es kein Sanierungskonzept gegeben.“ Die Pläne: U. a. Bierverkauf außer Haus, mehr Veranstaltungen, hoffentlich wieder Kabarett. Auch die anderen Betreiber - Falk Schlund und Arndt Hohlfeld - bleiben. Allerdings ändert man die Gesellschaftsform. Freie Presse Chemnitz, 28.3.01 |