Themenübersicht: |
Verkauf gescheitert - Polytechnik GmbH nun in der Liquidationsphase Produzent von Overhead-Projektoren wird wahrscheinlich in Einzelstücken veräußert. Von Martina Brandenburg, Frankenberg/Chemnitz. | ||
Die seit Monaten im Gespräch gewesene Übernahme der Polytechnik GmbH durch einen westdeutschen Investor, mit dem der Betrieb bereits zu DDR-Zeiten kooperiert hat, ist nicht zustande gekommen. Im Juni habe endgültig Klarheit über das Scheitern der Verhandlungen bestanden, erläuterte Helmut Lingstädt, seit Juli kommissarischer Geschäftsführer der Polytechnik GmbH, in einem Gespräch mit "Freie Presse". Ein Grund dafür sei u. a. gewesen, daß das westdeutsche Unternehmen nicht bereit gewesen sei, den ermittelten Verkehrswert in Millionenhöhe für das 3,6 Hektar große Gelände an der Lerchenstraße, das sogenannte Filetstück, zu zahlen. Deshalb könne der Treuhand, mit der das Unternehmen ansonsten gut zusammenarbeite, kein Vorwurf gemacht werden, unterstrich Helmut Lingstädt. Seit vergangener Woche nun befindet sich die noch 124 Arbeitnehmer beschäftigende Polytechnik in Liquidation. Alle Mitarbeiter sind von Kurzarbeit betroffen, etwa die Hälfte davon ist auf Null-Kurzarbeit gesetzt. Durch Integration artfremder Produktionsfelder soll nun versucht werden, zumindest einem Drittel der Beschäftigten auf Dauer einen Arbeitsplatz zu sichern, umriß der von der Treuhandanstalt Chemnitz berufene Liquidator, Rechtsanwalt Michael Rietz, sein Vorhaben, für das er sich persönlich einsetzen wolle. Dazu gäbe es bereits verschiedene Überlegungen, auch zur Erhaltung des doch klangvollen Namens Polytechnik. Ziel sei es, alles Erhaltenswerte zu erhalten, wenngleich sich ein hoher Investitionsaufwand für die Sanierung der Gebäude sowie für neue Maschinen und Anlagen abzeichne. Im Betriebsteil Parkstraße sei angedacht, die Overhead-Projektoren-Fertigung weiterzuführen, wobei die Geräte verstärkt über das eigene Vertriebsnetz, das jedoch erheblich verbesserungswürdig sei, verkauft werden sollen. Es gäbe, so Lingstädt, vor allem Nachfrage nach transportablen Geräten. Mit dem Polylux 3.2 verfüge das Unternehmen über ein hervorragendes Gerät in Qualität und Preis, das bisher auch kaum Anlaß zu Reklamationen gegeben hätte. In diesem Jahr wolle die Polytechnik insgesamt 10.000 Stück absetzen. 7000 seien vertraglich gebunden. Mit Beginn des Unterrichtsjahres 1992/93 hofft Vertriebsleiterin Monika Richter auf weitere Bestellungen, die in diesem Zeitraum in den Vorjahren verstärkt eingetroffen seien. Längerfristig gesehen erweise sich jedoch das nunmehrige Fehlen einer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung als Handicap. Schon jetzt klaffe eine Lücke im Angebot, meldeten Kunden zunehmend Ansprüche auf einen Projektor mit höherer Leistung an, die nicht befriedigt werden können. Ebenfalls angedacht sei im Betriebsteil Parkstraße die Fertigung physikalischer Geräte für Umwelttechnik und von Prüfmitteln für die Lebensmittelindustrie, so daß hier insgesamt etwa 30 Arbeitsplätze erhalten werden sollen. Bereits in 14 Tagen stehe, so Lingstädt, der Abschluß der ersten Arbeitsverträge mit den potentiellen Käufern ins Haus. Verhandlungen seien auch für die Objekte am Auenweg und in der Lerchenstraße im Gange. Im Betriebsteil Auenweg ist vorgesehen, Blitzschutzanlagen zu montieren, in der Lerchenstraße, wo es zwei Interessenten gäbe, liege u. a. ein Konzept für die Herstellung von Licht- und Sonnenschutzanlagen vor. Der zweite Vorschlag befasse sich mit der Einrichtung eines Recyclingparkes, der jedoch aufgrund des damit zu erwartenden hohen Verkehrsaufkommens und in Anbetracht der angrenzenden Kleingartensparte bisher nicht gerade "auf Begeisterung" gestoßen sei, erläuterte der kommissarische Geschäftsführer. Als konkurrenzfähig könne die Fertigung von Papierschneidemaschinen eingeschätzt werden. Für 10.000 Stück des in der Frankenberger Melzerstraße gefertigten Modells, das vor allem im Computerbereich gefragt sei und über eine westdeutsche Vertriebsorganisation verkauft werde, hätten in diesem Jahr Verträge abgeschlossen werden können. Ab Oktober soll die Herstellung kostendeckend erfolgen. Sowohl für die Produktion von Papierschneidemaschinen als auch für die Bleistiftspitzmaschinenfertigung, die in Chemnitz durchgeführt wird, gäbe es Bestrebungen, künftig unter eigenem Logo zu verkaufen. Freie Presse, 18.08.1992 |