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Verdächtiger Iraker stellt sich deutschen Behörden. Angeblicher Drahtzieher eines Waffenhandels in Karlsruher U-Haft | ||
Mannheim. Sahib al Haddad, der als wichtiger Rüstungsbeschaffer Saddam Husseins gilt, ist gestern dem Haftrichter in der Justizvollzugsanstalt Karlsruhe vorgeführt und in Untersuchungshaft genommen worden. Haddad (59) saß bisher in Sofia in Auslieferungshaft. Er hatte einer vereinfachten, freiwilligen und beschleunigten Auslieferung zugestimmt. Ihm werden Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz und Umgehen des Irak-Embargos in mehreren Fällen vorgeworfen. Haddads Michael Rietz sieht bei seinem Mandaten keine Schuld und will das vor dem Mannheimer Landgericht verhandeln. Staatsanwalt Stephan Morweiser wollte sich nicht äußern, wann Anklage erhoben. Die Vorwürfe seien aber die gleichen wie im Mannheimer Waffenprozess, es werde jetzt ermittelt. Die Mannheimer Staatsanwaltschaft hatte den Iraker mit US-Pass mit internationalem Haftbefehl suchen lassen, um Licht in den Waffenprozess zu bringen. Angeklagt waren zwei deutsche Geschäftpartner des Irakers, die Waren nicht nach Jordanien, sondern an den Irak geliefert hatten. Dabei ging es um Bohrköpfe, die wegen der Abmessungen auch zum Bau von Geschützrohren dienen könnten. Die Staatsanwaltschaft warf dem deutschen Geschäftsmann und dem Vertriebsleiter einer Firma bei Bremen vor, mit der Lieferung des Spezialwerkzeugs gegen das Außenwirtschaftsgesetz und das über den Irak verhängte UN-Embargo verstoßen zu haben. Das Urteil vom 31. Januar dieses Jahres gegen Willi R. lautete auf zweijährige Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Der Hauptangeklagte Bernd Sch. musste für fünf Jahre und drei Monate hinter Gitter. Die niedersächsische Spezialfirma muss das Geld für den dubiosen Deal, knapp 200 000 Euro, an den Fiskus zahlen. Als Drahtzieher galt Haddad. Haddad wird sich auch gegen Vorwürfe wehren müssen, gegen das Außenhandelsgesetz und das UN-Embargo verstoßen zu haben. Und zwar nicht nur im Fall des Waffenprozesses; es geht u. a. auch um die Lieferung von Ersatzteilen für Kampfflugzeuge der MIG-Serie an den Irak. "Der erste Vorwurf ist gar nicht so schlimm," erklärte Haddads Anwalt. Schlimmer schätzt er den Embargo-Verstoß ein: "Denn dorthin darf man nicht mal Kartoffeln liefern." "Mein Ziel ist, eine Freiheitsstrafe für meinen Mandanten zu umgehen," erklärte Rietz. Haddad habe in der bulgarischen Haft genug gelitten und sei gesundheitlich stark angeschlagen. mako Mannheimer Morgen, 06.03.2003 |