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  Al-Haddad (Rüstungsexporte Irak)  
  Haft für Waffenschieber
suedkurier.de, 29.11.2003
 
  Angeklagter muss über vier Jahre in Haft
Stuttgarter Zeitung, 29.11.2003
 
  Haftstrafe für Waffengeschäfte mit Irak
SWR Fernsehen, 28.11.2003
 
  Auslieferungsverfahren in Bulgarien
PDF, 3.2MB, 24h, 11.11.2003
 
  Bulgarian court orders extradition of
ex-Nashville businessman
Middle Tennessee News & Information , 02.11.2003
 
  Der höfliche Geschäftsmann will von Waffen nichts wissen
Stuttgarter Zeitung, 12.09.2003
 
  Prozess: US-Bürger bestreitet Waffenexport
Frankfurter Rundschau, 09.09.2003
 
  Ein Hauch von Levante im Gerichtssaal
Mannheimer Morgen, 09.09.2003
 
  Waffengeschäft oder normaler Exportverstoß?
RNZ, 09.07.2003
 
  Der höfliche Geschäftsmann will von Waffen nichts wissen
RNZ,, 09.07.2003
 
  Irakischer Waffeneinkäufer sitzt in Haft
WELT.de, 08.03.2003
 
  Verdächtiger Iraker stellt sich deutschen Behörden
Mannheimer Morgen, 06.03.2003
 
  Sachen, die bumm machen
Der SPEIGEL 3 / 2003
 
  Germans on trial over Iraq arms
The New York Times, 15.01.2003
 
   
  Leico(Rüstungsexporte in den Irak)  
  Leico-Geschäftsführer legten Geständnis ab: Geldstrafen
Fahrlässig technische Teile für Rüstungsgüter ausgeliefert
Münsterische Zeitung, 20.12.97
  Leico-Prozeß um Verstoß gegen Außenwirtschaftsgesetz Manager wollen von militärischer Verwendung nichts gewußt haben
Münsterische Zeitung, 25.10.97
 
  Staatsanwalt wartet auf Gutachten Ermittlungen gegen Leico laufen weiter
Ahlener Zeitung, 02.01.96
 

  Waffengeschäft oder normaler Exportverstoß?

Prozess um illegale Rüstungsexporte in den Irak - Angeklagter US-Amerikaner bestreitet die Vorwürfe vor dem Mannheimer Landgericht

 
  Von Ulrich Willenberg

Mannheim.

Ein US-Amerikaner soll dem Irak Rüstungsgüter beschafft haben. Seit Montag muss sich der gebürtige Iraker Sahib Al-Haddad vor dem Mannheimer Landgericht verantworten.

Staatsanwalt Stephan Morweiser wirft dem 60-jährigen vor, bei zwei deutschen Firmen Bohrgeräte beschafft zu haben. Die Maschinen sollen sich zum Bau von Geschützrohren eignen, mit denen ABC-Munition verschossen werden kann. Mitangeklagt sind vier Deutsche, darunter ein Anwalt aus Heidelberg.

Al-Haddad bestritt gestern wortreich die Vorwürfe: "Das ist ein organisiertes Orchesterspiel gegen mich außerhalb westlicher Regeln des Rechts", erregte er sich am ersten Verhandlungstag. Es gebe "keine soliden Beweise", behauptete er und sprach von einer "imaginären Geschichte der Medien".

Er räumte zwar ein, Geschäfte mit der niedersächsischen Firma Burgsmüller getätigt zu haben. Um welche Güter es sich dabei handelte, sagte er nicht. Einige kleine Teile habe er persönlich bei der Firma abgeholt. Die Ware sei für Jordanien bestimmt gewesen, manches davon liege noch in seinem Büro in der Hauptstadt Amman.

Staatsanwalt Stephan Morweiser sieht dies anders: Er ist sich sicher, dass Al-Haddad im Auftrag des Iraks handelte. Um dies zu vertuschen, habe er die Mannheimer Firma Alriwo zwischengeschaltet. Die kaufte die Maschinen zum Schein auf und lieferte sie zunächst nach Jordanien, so die Anklage. Von dort sollen sie in den Irak gelangt sein. Ob die Geräte tatsächlich zum Bau von Geschützen eigesetzt wurden, ist nicht zu beweisen. Für eine Verurteilung ist dies jedoch unerheblich. Al-Haddad droht ein Höchststrafe von 15 Jahren Gefängnis wegen Verstößen gegen das Außenwirtschaftsrecht.

Verteidiger Michael Rietz findet die Vorwürfe gegen seinen Mandanten "lächerlich". Der Grund: "Die Maschinen schimmeln in Jordanien vor sich hin", sagte er in einem Interview. Eine Ausfuhr nach Jordanien sei zwar auch nicht erlaubt, es handele sich aber nur um einen "normalen" Exportverstoß. Das sei "ein bisschen schlimmer als eine rote Ampel zu überfahren". Er warf dem Staatsanwalt vor, sich auf Kosten seines Mandanten profilieren zu wollen. "Das ist der Fall seines Lebens". Mit den Maschinen hätten zudem niemals Kanonen gebaut werden können, die sich zum Abschuss von Atomwaffen eignen.

Ganz anders lauten die Erkenntnisse von deutschen Experten. Die Größe der Bohrmaschinen "stimmen mit den gängigen Kalibern im Irak überein", heißt es in einem Gutachten des Bundesamtes für Wehrtechnik. Die irakischen Geschütze könnten atomare, biologische und chemische Kampstoffe abfeuern. Ein bereits zu über fünf Jahren verurteilter deutscher Ingenieur hatte Al-Haddad schwer beschuldigt. Der habe Zugang zu den zuständigen Ministerien im Irak gehabt.

Ein Mitbeschuldigter hat bereits ein Geständnis abgelegt.

Der mitbeschuldigte Geschäftsführer der Mannheimer Firma Alriwo hat bereits ein Geständnis abgelegt. Mit ihm auf der Anklagebank sitzen zwei leitende Mitarbeiter von Burgsmüller sowie ein Rechtsanwalt aus Heidelberg. Er soll Alriwo bei dem Deal mit dem Irak juristisch beraten haben.

Ein Angestellter der Firma Burgsmüller räumte gestern ein, damals von "Bauchschmerzen" geplagt worden zu sein. "Es lief nicht ganz geradlinig". Er habe es damals für möglich gehalten, dass die Geräte letztlich im Irak landen.

Ein früherer Vertriebsleiter der Firma ist bereits im Januar 2003 zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Laut Anklage soll Burgsmüller auch Bohrgeräte an den Iran geliefert haben. Um die Behörden zu täuschen, soll in den Papieren Dubai als Ziel genannt worden sein.

Angeblich verfügt der Angeklagte Al-Haddad über keinerlei Vermögen mehr. Er habe seinem Mandanten sogar eine Brille für 169 Euro bezahlen müssen, beklagte sein Verteidiger Michael Rietz. Und das obwohl der US-Amerikaner mit seiner Firma angeblich früher hunderte Millionen Dollar umsetzte, wie er gestern stolz berichtete. Für die irakische Regierung habe er unter anderem Lebensmittel beschafft. Das Regime habe ihn jedoch vor Jahren auf eine "schwarze Liste" gesetzt.

Über Jahrzehnte hinweg habe er zudem mit namhaften Firmen weltweit gute Geschäfte gemacht. Auch in "Deutschland", wo er als junger Mann Praktika absolvierte. "Ich habe eine Menge Freunde in der Bundesrepublik", sagte er. Seine Erfahrungen mit deutschen Unternehmen seien "exzellent".

Das Gesundheitswesen wusste er besonders zu schätzen. So ließ er sich Ende der 90er Jahre in einer Wiesbadener Klinik durchchecken und weilte zur Kur im Allgäu, berichtete er. Auch mit der deutschen Lebensart zeigte er sich verbunden und gründete im amerikanischen Nashville ein bayrisches Lokal. Der neunfache Vater war im November 2002 in Bulgarien verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert worden. Seine Frau und drei seiner erwachsenen Kinder verfolgten den ersten Prozesstag als Zuschauer. Eine Tochter brach in Tränen aus, als Al-Haddad einen ihrer Briefe vorlas, den sie ihm in den Knast geschickt hatte. Darin heißt es: "Ich liebe Dich, Papa".

RNZ, 09.07.2003