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Atom-Spion |
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Ich habe große Schuld auf mich geladen. Airport Frankfurt, 6.05 Uhr, Flug LH 503 aus Sao Paulo (Brasilien) landet. An Bord: ein unauffälliger Mann in T-Shirt und dunkler Stoffhose. Niemand der Passagiere ahnt: Es ist der meistgesuchte Atomspion der Welt: Karl-Heinz Schaab (63) aus Kaufbeuren. Fünf BKA-Fahnder, ein Bundesanwalt und Verteidiger Michael Rietz (Münster) empfangen ihn. Ohne Handschellen - das war eine Bedingung dafür, daß er sich stellt. Der Ingenieur soll für zwei Millionen Mark dem irakischen Diktator Saddam Hussein Konstruktionszeichnungen zum Bau von Gas-Ultra-Zentrifugen geliefert haben. Damit ist Anreicherung von Uran möglich, wie es zum Bau von Atombomben benötigt wird. Fahnder sind sicher: Unter falschem Namen war Schaab in Bagdad, arbeitete in Saddams Geheimfabrik mit. Ein Jahr war er auf der Flucht, wurde im Dezember 1996 in Rio gefaßt, kam aber vor einem halben Jahr frei - Auslieferung abgelehnt (BILD berichtet). Jetzt stellte er sich freiwillig. In BKA-Begleitung durfte er seine todkranke Mutter (96) in Sinsheim (Baden-Württemberg) besuchen. Sie nannte ihn auch gestern "mein Bub". Sein Anwalt: Es war sein großer Wunsch, seine Mutter noch einmal lebend zu sehen." Zwei Stunden blieb er bei ihr. Danach brachte ihn eine BMW-Limousine zur JVA Landsberg (Bayern). Heute soll er dem Haftrichter vorgeführt werden. Nach BILD-Informationen will er ein Geständnis ablegen. Sein Anwalt: "Er hat beim irakischen Atomprogramm mitgeholfen und ist sich heute bewußt, daß er große Schuld auf sich geladen hat. Allerdings sagte er, daß er nicht allein beteiligt war." BILD-München, 25. September 1998 |